19. März 2024

Landkunst: Renaissance im alpinen Landschaftsbild – „Heu-Stangger in See“

Heu-Stangger in See, Foto: Knut Kuckel
Heu-Stangger in See, Foto: Knut Kuckel
Die Landwirtschaft unterliegt einem stetigen Strukturwandel. Das ist an sich nichts Neues und war immer schon so. Manche Bauern kehren gelegentlich zu alten Arbeitsformen der Feldarbeit zurück. Besonders in den Alpen.

Wer im Sommer beispielsweise, der späten 1950er Jahre, eine Ansichtskarte aus dem ländlichen Raum bekam, sah nicht selten darauf Motive aus dem Landalltag Tiroler Berg-Bauern. Ein beliebtes Ernte-Motiv war die Einbringung des Heus. Da prägte die Ansichtskarte in Schwarz-Weiß oft ein Hang mit Kirchlein oder Kapelle und scheinbar am Rande standen sie, die “Stangger”, die von weitem ausschauten wie Heu-Mander. 

Vor ca. 15 bis 20 Jahren verschwanden die Wahrzeichen der Feldarbeit fast völlig. In dieser Zeit stellten nämlich die meisten Bauern ihre Betriebe um. Das Heu wurde von großen Maschinen geerntet und in die Stadl mit Belüftungsanlagen gebracht. Das sparte Zeit und ermöglichte eine größere Futterernte. Wer an den Hanglagen arbeiten musste brauchte noch die alten Holzgestelle zum Trocknen von Heu. Auf einem durchschnittlichen Hof gab es nach dem Krieg nicht selten bis zu 1500 Stangger, später waren es nur noch höchstens 500. (Quelle: Dr. Ingeborg Schmid-Mummert, “Anhängepflüge, Bioland und Ohrmarken: Strukturwandel in der Landwirtschaft”, Mieming – Geschichte und Geschichten, Universitätsverlag Wagner, 2011)

In der Zwischenzeit haben sich die Zeiten gewandelt. Die meisten Bauern in Tirol sind Teilerwerbsbauern. Sie haben noch einen Zweit- oder Dritt-Verdienst. Wer über keine Familie mehr verfügt, in der nicht selten drei Generationen auf dem Hof leben und arbeiten, muss den Viehbestand abbauen, den Hof verkleinern. Vielleicht ist das einer der Gründe, die nach und nach dafür verantwortlich sein mögen, dass wir sie wieder im Kulturlandschaftsbild sehen, die Heu-Stangger? Aufgereiht stehen sie da und der Betrachter freut sich.

Ich habe im Mieminger Ortsteil See, am Sautner-Hof, ganz prachtvolle Stangger gesehen.

Die hat der Meinrad Maurer aufgestellt. Ein wahrer Künstler auf dem Gebiet. Für mich ist das die kontrovers interpretierte Land-ART, die “Landkunst”. Ein Mosaik aus Lehm in einem Nadelholzrahmen eher nicht. Aber das wäre dann ein anderes Thema.

Beim Bauern Meinrad Maurer vom Mieminger Sautner-Hof stimmt noch all das, was ich gerade beschrieben habe: Das Landschaftsbild, die Lage und im Hintergrund die imposante, zum Teil noch schneebedeckte Mieminger Kette. Wir schreiben den 8. Juni 2017. Laut Kalender noch Früh-Sommer.

Quelle: Grenzgänger #tirolbayern

Fotos: Knut Kuckel

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Knut Kuckel

In meinem Blog schreibe ich über das Landleben im alpinen Raum. Über Erlebnisse und Begegnungen.

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