19. März 2024
Weit über 30 Musikerinnen und Musiker, Sängerinnen und Sänger - alle aus Mieming oder mit tiefem Mieming-Bezug - schlüpften in unterschiedlichste Bühnenrollen und präsentierten unter dem Motto "Mieming macht Musik" im Gemeindesaal ein Auftakt-Konzert der Superlative.

Die Veranstaltungsreihe ZEITFENSTER 2015 – „Brücken in die Generationen“ feierte am Freitag, dem 25. September 2015 eine grandiose Premiere und sprengte in Mieming Dimensionen. 

Kenner der Mieminger Szene reiben sich verwundert die Augen: Da singt die Chorgemeinschaft Mieming (sonst meistens aus dem Chorgestühl der Pfarrkirchen Untermieming oder Barwies zu hören) „Weusd‘ a Herz hast wie a Bergwerk, wesd‘ a Wahnsinn bist fia mi, steh‘ i auf di“, begleitet von Keyboard, Elektro-Gitarren, Schlagzeug, Trompeten und Saxophon. Es ist sicherlich keine Übertreibung, wenn wir schreiben, dass dieser Auftritt den Sängerinnen und Sängern Spaß machte.

Eine andere schöne, schnulzige Erinnerung der neuen Alten erlebte das Konzert-Publikum im Wohnzimmer der Gemeinde: Lukas (Thurnwalder) & Linda (Stadlmayr) holen „Something stupid“ aus der angestaubten Musiktruhe. Dazu spielt Julia Schuchter Flöte. Das entreißt auch dem Alt-Rocker ein leis gehauchtes „schööön“. Zu hören kurz nach Caro & Linda mit ihrer Interpretation von „Proud Mary“. Das war mal (vor inzwischen 46 Jahren) ein Hit mit Creedence Clearwater Revival. Aber auch mit Elvis Presley, Ike & Tina Turner. Die Eltern und Großeltern der beiden Sängerinnen werden sich an „Proud Mary“ noch gern erinnern.

Schlag auf Schlag geht’s dann weiter. Nach „My way“ – mit bestem Big-Band-Sound im Hintergrund, von Lukas Thurnwalder interpretiert („…and now, the end is near“) – setzen fünf ebenso junge wie gewaltige Stimmen aus dem Schulchor der Neuen Mittelschule Mieming einen weiteren Ziegelstein auf die Mauer. Begleitet von dem Besten, was Mieming an Musikerinnen und Musikern zu bieten hat. Sie lassen es krachen.

„Hören“ wir kurz rein: „We don’t need no education, we don’t need no thought control“ – in der freien Übersetzung „Wir brauchen keine Erziehung, wir brauchen keine Gedankenkontrolle (und weiter: Keinen scharfen Sarkasmus im Klassenzimmer. Lehrer, lasst die Kinder in Ruhe! Hey, Lehrer! Lasst die Kinder in Ruhe!).“ Das kommt noch immer an, generationenübergreifend.

„Another Brick in the wall“. Dazu im Hintergrund die Chorstimmen von Caro (Kofler), Linda Stadlmayr und Lukas Thurnwalder. „Pink Floyd“ das waren Georg Mair und Philip Falkner (Trompeten), Stefan Pickelmann (Tenorsax), Susanne Kniepeiß (Posaune), Christoph Reich (Keyboards), Thomas Fischer (Bass-Gitarre), Walter Wesenjak (Lead-Gitarre), Andreas Fischer (Gitarre), Florian Spiß (Schlagzeug), Sancho Kraler und Sebastian Kluckner (beide Percussion).

Vor 36 Jahren – am letzten Tag im November – hatte die inzwischen zur Legende gewordene Rock-Band „Pink Floyd“ mit „Another Brick in the wall“ einen Welthit präsentiert. In der Mieminger Version feierte der Klassiker zum X. Mal seine Auferstehung. Kompliment auch an Armin Falch (bekannt für sein Fingerspitzengefühlt), der die NMS-Schülerinnen und -Schüler aussuchte und mitbrachte. Armin saß am Bühenrand und fieberte mit, mit seinen jungen Stars. „Von denen werden wir noch hören“ – so der Kommentar aus dem Dunkel des für den Moment lichtlosen Gemeindesaals.

Tiefes Luftholen am Ende eines Pop-Rock-Schlager-Konzert-Abends, der lückenlos mitreißend war. Dann gehen die roten Beleuchtungslampen wieder an. Eine nach der anderen. Grünes, blaues, gelbes Licht geht an. Im Takt von gefühlten Hundertstelsekunden.

Moderator und „Zeitfenster-Band-Leader“ Andreas Fischer treibt im Finale die Spannung auf den Höhepunkt. Ein wenig Geplänkel hier. Ein wenig Geplänkel dort. Spannungsbögen aufbauen. So macht man das.

Da steht neben ihm Charly Haselwanter, die „Hälfte“ von „Halli Galli“. Der leibhaftige Joe Cocker. Im schwarzen, offenen Trenchcoat – einen „Flachmann“ in der Seitentasche. Dann röhrt der Charly „Unchain my heart“ in den Saal. Und findet damit die Rolle seines Lebens.

Der Gemeindesaal erwacht aus seinem Dornröschenschlaf, wird zur Miniatur der Londoner „Royal Albert Hall“ und ist nicht mehr wieder zu erkennen. Man reibt sich die Augen und glaubt für Momente: Joe Cocker – the voice – ist in Mieming! Wer hätte das gedacht? Mit Band. Mit Chor. Mehr als gelungen.

„Halli Galli“ war etwas früher in der Originalbesetzung zu feiern. Mit Siggi Auer (Gesang, Zoten und Stehbass), Charly Haselwanter (Gesang und Gitarre) und Martin Fritz (Gitarre). Wer kennt sie nicht, mit den Austro-Pop-Klassikern „Fürstenfeld“, „Du entschuldige“ „Gö, du bleibst heut Nacht bei mir“?

Neu war bei „Halli Galli“ die größere Besetzung mit der Zeitfenster-Band. – Caro, eine Mieminger Show-Berühmtheit mit bemerkenswerter Bodenhaftung, sagt hinter den Kulissen zu Mieming-Online: „Ich soll wohl so was wie Helene Fischer sein“. Geht auf die Bühne und singt mit großer Besetzung und starkem Applaus „Atemlos“. Ganz so wie die Helene. Nur mit weniger Glamour. Das würde zur Caro auch nicht passen.

Nach der nacht-rockenden Jungbauernschaft mit Landjugend-Chor, „rockt“ Robert Roth sein Yamaha-Keyboard und spielt einen Boogie-Woogie, der dem begeisterten Mieminger Konzert-Publikum das Letzte abforderte. Das Letzte? – Warten wir ab. Jetzt ist Caro dran. „Walking on sunshine“. Begleitet von der „Zeitfenster-Band“.

Der gerade neu gekürte Gemeindepolitiker Michael Bstieler persifliert die Austria-Pop-Legende Rainhard Fendrich. Schwarzes Hemd, weiße Jeans. Lässig hockend auf einem Barhocker, umhüllt von einer Beleuchtung, die jeder Nachtbar zur Ehre gereichen würde. Die Gitarre – cool zupfend – in lockerem Winkel, zwischen Unterleib und Oberschenkel. Der grüne Gemeinderat schmettert „Es lebe der Sport“ in den Mieminger Nachthimmel. Ein paar paar hundert Kehlen aus dem Publikum machen für ihn den Chor. Feuern den Bstieler Michael an, noch lauter zu singen. Der lässt sich von der Stimmung mitreißen. Das kommt an.

Später kommen „Lukas & Caro“, „Caro und Lukas“, Caro als Solistin. Und – man reibt sich abermals die Augen – da steht Campino von den Toten Hosen und singt als Zugabe „An Tagen wie diesen“.

Thomas „fischi“ Fischer und die Zeitfenster-Band waren rund fünf Minuten lang „Campino“ und die „Toten Hosen“. Das ist Kult. Der Gemeindesaal holt Luft. Kein Playback. Alles „live und in Farbe“.

Alle Sängerinnen und Sänger, alle Musikerinnen und Musiker waren bei der Zeitfenster-Premiere klasse. Verneigung vor den Organisatoren. Aber alle teilen ihren Erfolg mit der Veranstaltungstechnik „Stageworks“ aus Imst, zuständig für den perfekten Sound.

Nur zwei Leute von „Stageworks“, ein Toningenieur und ein Techniker, hauchten dem in die Jahre gekommenen Gemeindesaal neues Leben ein. Unter den Gästen war ein Teil der „Hohen Gemeinde-Politik“. Mit dem Bürgermeister an der Spitze. Der ein oder andere macht ihnen Mut.

„Traut euch. Legt dann und wann etwas Geld auf den Tisch. Es lohnt sich.“

Mit der Zustimmung zur nicht gerade preiswerten, aber durchaus leistungsgerechten Gage der Sound-Techniker, traf der Gemeinderat ins Schwarze. Hoffentlich nicht aus Versehen.

„Mieming hat so was noch nicht erlebt“, so der Tenor der versammelten Publikumsmeinung. Es geht hier mehr als man glaubte.

Gratulation an alle Darbietenden, vor und hinter den Kulissen. Besonders an den musikalischen Leiter Andreas Fischer, der den Abend moderierte und selbst mit musizierte., aber auch an Gemeinderätin Maria Thurnwalder, die die Veranstaltungsreihe geplant und organisiert hat. 16 Zeitfenster-Veranstaltungen zu unterschiedlichsten Themen erwartet die Mieminger Öffentlichkeit in den nächsten Tagen.

Video-Playlist: → Alle Videos vom Zeitfenster-Eröffnungsevent 2015

Fotos: Knut Kuckel

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Knut Kuckel

In meinem Blog schreibe ich über das Landleben im alpinen Raum. Über Erlebnisse und Begegnungen.

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