29. März 2024

Mieming feiert seinen neuen Gemeindeplatz – „Symbol für ein verändertes Selbstbewusstsein“

Symbol für ein verändertes Selbstbewusstsein? Mieming feiert den neuen Gemeindeplatz. Foto: Knut Kuckel
Symbol für ein verändertes Selbstbewusstsein? Mieming feiert den neuen Gemeindeplatz. Foto: Knut Kuckel
"Für mich ist dieser Platz ein Zeichen des Selbstbewusstseins von Mieming", sagte Gemeinderat Ing. Kaspar Kuprian in seiner Rede zur Übergabe des neuen Gemeindeplatzes an die Miemingerinnen und Mieminger, die am Samstag, dem 20. Juli 2013 zur Feier der Einsegnung und des Projektabschlusses im Rahmen der Dorferneuerung Obermieming kamen.

Bürgermeister Dr. Franz Dengg überließ dem Obmann des Dorferneuerungs-Ausschusses die „große Rede“ am Festabend zur Platzübergabe an die Gemeinde. Vieles in Mieming, deutet auf ein „verändertes Selbstbewusstsein“ hin. 24 Stunden nach dem Fest war sich Bürgermeister Dengg sicher, „die anfängliche Kritik mündet in Zustimmung“. Das Fest für den neuen Gemeindeplatz war somit auch ein Festtag für die politische Gemeinde Mieming. 

Die Kritik auf einem Nenner – „Beton“

Um was ging es im Wesentlichen in den kritischen Ansätzen der persönlichen Gemeindeplatz-Bewertungen? „In erster Linie um Beton“, findet Bürgermeister Dr. Franz Dengg im Gespräch mit Mieming-Online. Als er das so sagte, war zu spüren, wie schwer es für einen Tiroler sein mag, „Beton“ auszusprechen. „Kurz vor der Fertigstellung schien die Negativ-Kritik mehrheitsfähig zu sein, heute ist das aus meiner Sicht eher umgekehrt“. Wäre es denn wirklich so schön, wenn in unser aller Leben immer alles so eindeutig wäre? Franz Dengg philosophiert ein wenig. „Schwarz-Weiß-Denken“, „gutes oder schlechtes Kastl“, „mag ich – mag ich nicht“ – hieße doch nicht, den kreativen Meinungsfindungs-Prozess auf ‚Null‘ zu stellen? – Gar keine Kritik wäre ihm dagegen unheimlich. „Solange sich die Miemingerinnen und Mieminger mit den Geschehnissen um sie herum auseinandersetzen, ist das für mich nur positiv“, höre ich ihn sagen. Wenn es anders wäre, müsse er sich Sorgen machen.

Das Fest war „erfreulich stark besucht“

Bei den anwesenden Meinungsführern einer gelebten Gemeindepolitik in Mieming, war vor allem am Samstag-Abend die Tatsache „höchst erfreulich“, dass trotz Ferienzeit, Heu-Monaten, Badewetter oder allen „der-Berg-ruft“-Entschuldigungen das Fest um den Gemeindeplatz so „erfreulich stark besucht war“. Ob das auch ein bisserl an Freibier und kostenlosem Grill-Hendl liegen könnte? „Das glaube ich überhaupt nicht“, antwortet der Bürgermeister auf die „laut gedachte Frage“ spontan, denn „das wussten nur wenig Eingeweihte. Hätten wir mit großoen Buchstaben „Freibier“ und „Kostenlose Hendl vom Grill“ auf die Einladungen geschrieben, wäre ich mir da keinesfalls so sicher!“

Essen und Trinken zahlten die Unternehmen

Die Gemeinde bat die beteiligten Unternehmen der Bauprojekte, sich am Gemeindeplatz-Fest zu beteiligen „und alle machten da mit“, sagte der finanzbewusste Bürgermeister. Die Gemeinde war in dieser Angelegenheit zwar initiativ, aber überhaupt nicht leichtsinnig, hätte er auch sagen können. Essen und Trinken haben somit Sponsoren bezahlt, über andere Kosten wurde in diesem Zusammenhang genug geschrieben. Ganz pauschal: Die Gemeindeplatz-Sanierung soll insgesamt 1,3 Millionen Euro gekostet haben. Wer sich damit detailliert auseinandersetzen möchte, mag über die → Homepage der Gemeinde Mieming alle relevanten Gemeinderats-Protokolle studieren.

Gelobt wurde das architektonische Zwei-Ebenen-Konzept

Das Fest am neuen Gemeindeplatz in Mieming wurde mit einer heiligen Messe eröffnet. Pfarrer Paulinus gestaltete den liturgischen Teil bewusst sehr ökumenisch klingend. Der Pfarrer übernahm dabei auch ein wenig die Rolle des Moderators. Offizielle, aber durchaus „verdaubare“ Reden wurden anschließend gehalten. Niemand sprach zu lang. Vielfach gelobt wurde das „Mehr-Ebenen-Modell“ des ausführenden Architekten Armin Neurauthers, das zugunsten des Gemeindeplatzes die kreativen Akzente setze. Aus dem Fenster der Bürgermeister-Amtsstube erklärt sich das so: „Zwei Ebenen von der Mieminger Bundesstraße zum Gemeindehaus, mit klaren Strukturen, wie von der Blumenbeet-Kante zu den Gemeindehaus-Konturen“. Deshalb habe der ausführende Architekt wohl auch den Ideen-Wettbewerb für sich entscheiden können, sagte der Dorferneuerungs-Ausschuss-Obmann Kaspar Kuprian. „Die Jury war beeindruckt und überzeugt von dem Zwei-Ebenen-Konzept, unter Einbindung des Jugendzentrums und einer verkehrsfreien Zone“.

Brauchtum trifft Neuzeit

„Ich finde aber auch das Licht-Konzept beachtenswert“, ergänzt Bürgermeister Dengg. „Bis 22 Uhr wirkt der Platz sehr hell, danach leuchten nur noch die Bodenstrahler und der Platz scheint dunkler“. Bis 22 Uhr hinge der Gemeindeplatz an der Netzwerk-Versorgung der Gesamt-Gemeinde, danach – bis zum Morgen – gäbe es eine indirekte Nachtausleuchtung über Bodenstrahler. Mit einem „Fackeltanz“ gingen zu späterer Stunde die Mieminger Trachtler auf die Konzept-Idee überzeugend ein. Man könne auch sagen, „Brauchtum trifft Neuzeit“.

Argumente – Pro und Contra

Architekt Armin Neurauther erläuterte in einer Rede sein Mehr-Ebenen-Konzept. Die Zuhörer werden dabei gedacht haben, „so leicht war das sicher nicht, dafür Mehrheiten zu bekommen“. In der öffentlichen Bewertung ginge es bei vergleichbaren Projekten doch immer auch um die Kulturlandschafts-Debatte. Beim Gemeinderats-Projekt ist und war das auch so. „Passt das Gemeindehaus architektonisch zum Platz oder umgekehrt?“- Ist das Holz auf Beton der Bänke vergleichbar mit Holzbänken früherer Handwerkskunst? Ist der Gemeindebrunnen vor dem älteren Gemeindehaus nicht zu modern? Wäre nicht eine Dorfplatz-Linde mit umbauter Holzbank und einem alten Brunnen ein Mehr an sichtbarer Auseinandersetzung mit der Kulturlandschafts-Herausforderung gewesen?

Sprengsatz „Anforderungskatalog“

Der Aufgabenkatalog wurde, so wird versichert, mehrfach auf seine Machbarkeit hin geprüft, mit den Anrainern besprochen, Änderungswünsche so weit wie möglich berücksichtigt und öffentlich diskutiert. Kaspar Kuprian: „I mecht enk iatz no an Überblick über das bisher geschehene geben“. Neben der Bevölkerung waren drei Architekturbüros zur Ideenfindung eingeladen und gleich bei einem ersten Treffen wurde gefragt „Wo isch denn eigentlich das Mieminger Dorfzentrum?“. Die Frage nach dem „Mieminger Dorfzentrum“, dem „eigentlichen“ Dorfplatz, war immer im Zuge der Dorferneuerungsdebatte der Streitpunkt Nummer Eins, so Gemeinderat Kaspar Kuprian. Der Politik ging es aber um mehr, beispielsweie um eine langfristig-haltbare Raumordnungs-Novellierung, so Kuprian. Die Punkte in der Aufzählung: Verbesserung der Verkehrssituation entlang der Bundesstraße, zwischen dem Lagerhaus und dem Stöttlweg: Ein breiterer Gehweg, Fahrbahn-fernere Gehsteige, die direkt an den Geschäften vorbei führen, Verlegung der Bundesstraße nach Norden, Schaffung von mehr Parkraum, Verlangsamung des Verkehrs, durch Verschmälerung der Straße auf sechs-einhalb-Meter, Einbindung des Stöttlweges in die Bundesstraße, Links-Abbiegespur zum Stöttlweg (von der Raika zum Stöttlweg) und mehr. So gesehen war der Anforderungskatalog auch ein gesellschaftlicher „Sprengsatz“.

Haben wir jetzt den Dorfmittelpunkt?

Nicht zuletzt ging es auch um die Schaffung eines Pendlerparkplatzes und Verbesserungen des Gemeindehauses, wie der Schaffung einer Fluchttreppe und anderem. In der Ferne, so Kuprian, werde mit Sicherheit die Frage kontrovers debattiert, „Sind wir jetzt am neuen Gemeindeplatz an einem zentralen und damit wichtigen Ort?“ – Wir sind. Ob man zu Fuß oder mit dem Auto hierher kommt, es „öffnet sich dem Auge des Betrachters ein großer- und/oder großflächig-wirkender Platz“. Mieming zeige mit dem neuen Platz „Selbstbewusstsein“, dafür hätten sich in ferner Betrachtung sicherlich die Kosten und der Lärm um Alles gelohnt.

Der Gemeindeplatz ist kein Landhausplatz

Landtagspräsident DDr. Herwig van Staa ging in einer ihm typischen Rede auf all diese kontroversen Fragen mit der Erfahrenheit des redegewandten Berufspolitikers ein. „Es war und wird immer so sein, dass es bei vergleichbaren Projekten keine Schulterschlüsse gebe. Die gemachte Erfahrung zeige aber auch, dass sich mancher Sturm lege und in der Folge einer breiteren öffentlichen Zustimmung Platz mache“. Privat ließ der in Mieming lebende, höchste Landesrepräsentant und frühere Landeshauptmann durchblicken, das sei üblich in Tirol, anders könne er sich sein Land auch gar nicht vorstellen. Aber der Vergleich mit dem „Landhausplatz“ in Innsbruck sei schon sehr weit her geholt. Um das zu bekräftigen, mutierte der Landtagspräsident bei der Einsegnung zum Ministranten. Foto-wirksam, im Arm die „echte Ministrantin“ und den Platz-segnenden Pfarrer, an der Seite von Bürgermeister Dr. Franz Dengg.

Das Fest und repräsentative Gäste

Das offizielle Fest wurde musikalisch von der Musikkapelle Mieming begleitet. Leitung: Kapellmeister Markus Aichner. Zum vergnüglichen Ausklang spielte die „Tanzlmusig Mieming“ auf den Eingangsstufen der Raiffeisenbank Mieminger Plateau. Die Trachtengruppe „Edelweiss Mieming“ tanzte einen „Fackeltanz“. Unter den vielen geladenen Gästen sahen wir aus Wildermieming Bürgermeister Klaus Stocker, aus Silz Bürgermeister Hermann Föger und aus Mötz Bürgermeister Bernhard Krabacher. Zur Einsegnungs-Feier kamen auch die Alt-Bürgermeister Hofrat Dr. Otto Thaler und Dr. Siegfried Gapp. Die Gemeindepolitik wurde von Bürgermeister Dr. Franz Dengg repräsentiert. An seiner Seite, Vize-Bürgermeister Klaus Scharmer, die Gemeinderätinnen Bianca Rott-Pirpamer, Barbara Spielmann und Maria Thurnwalder. Die Gemeinderäte Benedikt van Staa, Martin Kapeller, Wolfgang Schatz, Kaspar Kuprian, Hannes Spielmann und Thomas Raich. Von 15 Gemeinderäten, hatten 11 Zeit für das Gemeindeplatz-Fest. Für das Projekt hatten allerdings, was bekannterweise in der Mieminger Tagespolitik eher selten vorkommt, alle 15 Gemeinderäte mit „Ja“ gestimmt. Zu Gunsten des umgesetzten Gemeindeplatz-Konzeptes. Dazu der Bürgermeister: „Es ist Ferienzeit, da gibt es auch privat, hier und da veränderte Konstellationen“.

Fotos: Knut Kuckel

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Knut Kuckel

In meinem Blog schreibe ich über das Landleben im alpinen Raum. Über Erlebnisse und Begegnungen.

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