Die letzte Firstfeier auf der damals neuen Hochfeldern Alm wurde 1964 gefeiert. Die Obermieminger Almbauern trennten sich von der alten, tiefer gelegenen Feldernalm. Man wollte mit dem Vieh nah an den hohen Almweiden sein.
Auf der aktuellen Almbaustelle ist de facto die Agrargemeinschaft Feldereralpe Bauherr, de jure die politische Gemeinde Mieming.
„Wenn im Juli kommenden Jahres alles in neuem Glanz erstrahlt, haben wir rund 700-tausend Euro verbaut“, so der Feldereralpe-Almobmann Klaus Scharmer. „Die neue Hochfeldernalm wird dafür winterfest, das heißt, sie könnte jederzeit ein Ganzjahresbetrieb werden“. Das sagt er mit einem Blick, der gleicherweie Hoffnung und Skepsis zum Ausdruck bringt.
Die Hochfeldern Alm sieht zurzeit sehr traurig aus. Almhirt Gerhard Wiggins kümmert sich um die Bauarbeiter, die während der harten Bauphase auf der Alm wohnen.
Für neue Toiletten, Dusch- und Waschräume sind schon die Bodenplatten gegossen worden. Oben werden Zimmer für die Beschäftigten entstehen und ein Matratzenlager für Gäste. Mit zeitgemäßer Ausstattung. Dort, wo heute noch die alte Küche ist, soll der erweiterte Gastbereich entstehen.
Almmeister Klaus Scharmer träumt von einer urigen, holzgetäfelten Bauernstube. „Das wäre eine Aufwertung der Hochfeldernalm.“ Neu gebaut werden u.a. ein Kühlraum und eine moderne Küche, die mehr als nur den ansonsten üblichen Auflagen genügen soll.
Der beauftragte Architekt zur Neugestaltung der Hochfeldernalm hat auch die Rotmoos Alm in der Leutasch gestaltet. Klaus Scharmer: „Wer die Rotmoos Alm kennt, kann sich in etwa vorstellen, wie die Hochfeldern Alm im nächsten Jahr aussehen wird“.
Vier bis fünf Jahre wurde geplant. „Es gab viele Überlegungen“, sagt Klaus Scharmer. „Am einfachsten wäre es gewesen, wenn wir nur renoviert hätten. Das hätten wir uns auch aus eigener Kraft leisten können. Nur wäre das nicht sehr zukunftsfähig gewesen.“ Deshalb habe man sich für eine solide Lösung entschieden. Von den rund 700.000 Euro kalkulierten Baukosten seien rund die Hälfte aus eigenen Mitteln finanziert. Für den Rest plane man den Verkauf von Grundstücken der Agrargemeinschaft.
„Wenn das Wetter mitspielt und wir vor Ende November keinen Wintereinbruch haben“, sagt Almmeister Klaus Scharmer, „wird spätestens Mitte Juli 2016 alles fertig sein. Das bedeutet, der Hirte kann termingerecht ab Mitte Juni schon wieder seine Arbeit aufnehmen und auf der Alm wohnen.“
In den den vergangenen Jahrhunderten bis heute war die Feldereralpe ein Almbetrieb und wurde damit ausschließlich in den Sommermonaten bewirtschaftet. In der Regel von Mitte Juni bis Mitte September. Der traditionelle Almwirtschaftsbetrieb wird sich verändern. Alles wird anders. Wird der Tourismus im Almenland hinter den Mieminger Bergen noch stärker als bisher den Ton angeben?
In Zukunft könnte die Alpe, so Klaus Scharmer, eine Winter- und eine Sommerbewirtschaftung betreiben. Die „Winteralm“ bewirtet zwangsläufig Wintersportgäste und auf der Sommeralm darf wie bisher das Vieh weiden und die Hüttengäste werden überwiegend mit Produkten aus der Almviehwirtschaft versorgt.
In den letzten 25 Jahren wurde die Alm von Norbert Kluckner betreut. Der ist aus diesem Amt im vergangenen Herbst aus persönlichen Gründen ausgeschieden. Der amtierende Hirte auf der Hochfeldern Alm, Gerhard Wiggins, ist heuer – von der nahen Seebenalm kommend – übergangsweise eingesprungen und könnte auch noch im Sommer 2016 der Viehkümmerer auf der Feldereralpe sein. Wenn er denn wollte. „Noch scheint sich der Gerhard nicht endgültig entschieden zu haben, aber wir hoffen sehr, dass wir mit ihm auch im nächsten Jahr rechnen können“, so Klaus Scharmer.
„Der Gerhard kann mit dem Vieh umgehen. Ist absolut verlässlich und ein sehr, sehr guter Hirte“, lobt Almmeister Klaus Scharmer und sagt weiter „aber frage nie einen Hirten im Herbst nach seinen Plänen für das nächste Jahr. Das ist eine ungünstige Zeit. Der Almsommer schlaucht. Ist kräftezehrend. Danach braucht man erst einmal eine Erholungsphase.“ Gerhard Wiggins hätte nach seinen Informationen „mindestens acht Kilo abgenommen“, so Klaus Scharmer.
„Wenn du erfahren möchtest, wie das Alltagsleben auf der Alpe ist, muss du sie bei richtigem Sauwetter besuchen“, sagt der Almmeister. „Wer nicht wetterhart ist, kann nicht auf der Alm arbeiten.“ Als wir auf der Hochfeldern Alm waren, zeigte sich das Wetter zwar etwas miesepetrig, war aber alles in allem gut zu ertragen.
Unsere Fotos zeigen Alm und Berglandschaften in starkem Nebel. Es war sehr feucht und für die Jahreszeit zu kalt. Im dichten Nebel war das Vieh kaum zu sehen, aber gut zu hören. Wir folgten einer spontanen Einladung des Obermieminger Almbauern Anton Post. „Vielleicht eine letzte Gelegenheit, noch einmal die alte Almhütte zu sehen“, meinte der Toni.
Toni Post ließ sich Zeit und erklärte zwischendurch immer wieder, wie das früher so war. Mit der Almwirtschaft. Da habe man das Vieh noch auf dem Fußweg hochgetrieben. „Zurück kamen wir über die Niedere Munde. Mein Vater Mathias ist diesen Weg noch gegangen.“ – Toni zeigt uns den Pfad zur Niederen Munde. „Heute sehen wir sie mal wieder von der anderen Seite.“
Die Touristiker haben in der Leutasch ganze Arbeit geleistet. Zur Auffahrt zum Parkplatz Salzbach erklärt ein großes Schild, dass wir jetzt im „Almenparadies Gaistal“ sind. Unweit der Hämmermosalm, Gaistalalm, Rotmossalm, Tillfussalm, Hochfeldern Alm, dem Steinernen Hüttl, der Knorrhütte, Zugspitze, Ehrwald- und Seebenalm. Von hier aus erreicht man als geübter Berggeher die Hohe Munde in fünf Stunden.
Das heutige Gaistal wurde als „Geizzital“ erstmals im Jahre 1022 urkundlich erwähnt. Die Tillfussalm schon im Jahre 800.
Die Bauern der Gemeinden Telfs, Wildermieming, Mieming und Leutasch bewirtschaften die Almen im Gaistal.
Unser Ziel ist die Hochfeldernalm – mit Blick auf den kommenden Winter – im Skigebiet Ehrwalder Alm gelegen, unweit des Skigebietes Zugspitzplatt.
Toni Post zeigt uns vor der Auffahrt ins Almengebiet die Felsauswaschungen „In den Öfen“. Wir besuchen die Josefkapelle und bestaunen auf der rechten Bachseite eine Felswand – genannt Kalvarienberg – mit einer beeindruckenden Kreuzigungsgruppe und dem Martinsbild. Sie sollen die Region nach dem verheerenden Hochwasser im Juni 1959 vor weiteren Katastrophen schützen.
Allgegenwärtig ist der legendäre Jagdherr und Schrifstseller Ludwig Ganghofer. Von 1896 bis 1918 Jagdpächter im Gaistal. Nach seinem 1895 entstandenen Roman „Schloß Hubertus“ wurde sein Jagdhaus „Hubertus“ benannt. Hier entstanden in vermutlich einsamen Nachtstunden seine späteren, berühmten Romane wie „Das Schweigen im Walde“, „Lebenslauf der Optimisten“ und „Der Ochsenkrieg“.
Wir besuchten die zu Wildermieming gehörende Tillfussalm. Unsere Gastgeber waren die Hüttenwirte Ruth und Alfred. Die Tillfussalm liegt unmittelbar am Ganghoferhaus und der Gaistalalm.
Verabredet waren wir dort mit dem Hirten der Feldereralpe Gerhard Wiggins. In der alten Almküche tranken wir bei angenehmem Holzofenfeuer Kaffee und erfuhren, wie der Almsommer verlaufen war. „Heuer kam eine ca. zweijährige Kälbin ums Leben“, berichtete Gerhard Wiggins. „Den genauen Grund ihres Todes können wir nur vermuten. Vielleicht hat sie etwas unrechtes gefressen oder getrunken?“
Bei Einbruch der Dunkelheit kann man mit etwas Glück viel Wild beobachten. Unter anderem Gamswild, Hirsche und Rehe. Gut zu beobachten, in Höhe der Gaistalbahn im Skigebiet Ehrwalder Alm. Über 1900 Meter Seehöhe. Rund zweihundert Meter tiefer schauen wir auf die Hochfeldern Alm.
Die Almbauern und Hirten der Feldereralpe laden am Samstag, dem 12. September 2015 am Kälberhag in Obermieming, beim Bauernhof von Hannes Post, zum Almfest ein. Nach dem traditionellen Almabtrieb von der Hochfeldern Alm, über Buchen, Telfs und Wildermieming, nach Mieming.
Almabtrieb Hochfeldern Alm 2015 – Applaus für die Hirten und ihr Vieh
Es gibt Vieles aus der bäuerlichen Küche und für die musikalische Unterhaltung sorgen frühere Musiker der „Alpenrowdies“.
Mit der Ankunft der Hirten und ihrem Vieh wird in Obermieming zwischen 14 und 15 Uhr gerechnet. „Heuer kommt das Vieh ohne Proster“, sagt dazu Klaus Scharmer.
„So ist das immer, wenn der Almsommer nicht ganz ohne besondere Vorkommnisse verlief.“
Fotos: Knut Kuckel / Quelle: MiemingerAlmen