19. März 2024

Afra-Fest 2013 in Affenhausen – Lithographie „Rehaugen“ von Anton Christian

10. Afra-Fest 2013 in Affenhausen, Afra-Benefiz-Lithographie “Rehaugen” von Anton Christian, Foto. Stecher & Stecher
10. Afra-Fest 2013 in Affenhausen, Afra-Benefiz-Lithographie “Rehaugen” von Anton Christian, Foto. Stecher & Stecher
Wir erinnern uns: ”...egal ob mich Rehlein-Augen aus dem Fernseher anstarren oder nicht”, sagte Maria Fekter im Zusammenhang um die Causa Zogaj, "ich hab mich nach dem Gesetz zu richten". Dahinter steckt ein Abschiebungs-Drama in vielen Akten. Die “Rehaugen” des Mädchens Arigona machten fortan Schlagzeilen.

“Dieser geschmacklosen und Menschen verachtenden Äußerung der damaligen Innenministerin ist Titel wie Aussage dieser neuen Lithographie zugedacht”, sagte der Tiroler Maler Anton Christian. 140 Stück 8-färbige Steindrucke mit dem Titel „Rehaugen“ wurden in der Steindruckerei Stecher & Stecher auf Büttenpapier gedruckt. Der Künstler präsentierte beim 10. Afra-Fest in Affenhausen, am Sonntag, dem 11. August 2013, seine Afra-Benefiz-Lithographie “Rehaugen”. 

Gartenfest mit der Big Band Innsbruck und Gail Anderson

Die Festmesse vor der Afra-Kapelle in Affenhausen zelebrierte bei herrlichem Spätsommerwetter Abt German Erd (Stift Stams). Die Messe wurde musikalisch von der Big Band Innsbruck (Ltg. Erich Reiter) und der Solistin Gail Anderson umrahmt. Im Anschluss stellte Landtagspräsident DDr. Herwig van Staa den Künstler und seine Lithographie vor. Danach luden Annaliese, Günther und Walther Stecher zum Gartenfest in ihr Haus ein. „Ich weiß nicht, wieviel „Karbinateln“ und „Strauben“ ich an diesem Tag gegessen haben, aber es waren derer reichlich“, gestand Anton Christian nach dem Fest. Über 300 Gäste unterstützten ihn bei dieser Leistung. Für das begeisterte Publikum spielte die Big Band Innsbruck mit Gail Anderson bis in die Nacht hinein einen mitreißenden Sing, Jazz und Latin.

Stelldichein der Prominenz

Unter den Gästen aus Politik, Kunst und Wirtschaft sahen wir neben den bislang erwähnten Prominenten auch BR Anneliese Junker (Obfrau Verein „Frauen helfen Frauen“), Mag. Gabi Plattner (Geschäftsleitung Tiroler Frauenhaus“), Landesrätin Dr. Christine Baur und Bürgermeister Dr. Franz Dengg (Gemeinde Mieming). Die Künstler Anton Christian, Walter Nagl, Heinrich Tilly, Karl Zauner, Rostbaron Bernhard Witsch und Hubert Flattinger. Von der Tiroler Wirtschaftskammer KR Regina Stanger, Dr. Werner Plunger und Spartenobmann Helmut Schranz.

Abschiebung erregte mediales Aufsehen

Die Abschiebung der aus dem Kosovo stammenden Familie Zogaj erregte vor fünf Jahren großes öffentliches und mediales Aufsehen und löste eine heftige Debatte über das Asylrecht in Österreich aus. Nach mehr als 110 negativen Zwischenentscheidungen stellte der Verfassungsgerichtshof im Juni 2010 endgültig fest, dass die Ausweisung rechtskonform sei. In diese Zeit fällt auch, die in ganz Österreich für Empörung sorgende Bemerkung, von Maria Fekter. Ihr verdanken wir immerhin die Inspiration des Künstlers zur beeindruckenden Lithographie „Rehaugen“.

„Tritt in den Hintern und der Finger am Hirn“

Das Bild zeigt die Rehaugen des Mädchens Arigona Zogaj. Im Gespräch mit „Mieming-Online“ erklärte Anton Christian seine Intension zum Bild:  „Der Tritt in den Hintern ist für die gleichen Leute gedacht, wie der Finger am Hirn – nämlich für alle jene Politiker, die glauben, mit Menschenverachtung bei den dämlichen Bürgern punkten zu können.“ Die Bilder von Anton Christian waren nie „leichte Kost“. Der Künstler beschäftigt sich seit Jahren mit den psychischen und physischen Erscheinungen des Lebens, Zentrale Themen seiner Arbeiten sind Angst, Schmerz, Einsamkeit oder die Gebrechen des Alterns. Seine Bilder berühren, sind nicht gefällig, gehen unter die Haut. Manchmal tut es auch weh, sie anzuschauen. Nicht selten bewegen sich die Motive von Anton Christian im Spannungsfeld von Kunst und Gesellschaft.

Kunst vom Stein für die Tiroler Frauenhäuser

Das Motto „Kunst vom Stein“ widmeten heuer die Steindrucker Walter und Günther Stecher in Wildermieming-Affenhausen dem 10. Afra-Fest und den Tiroler Frauenhäuser. Der Reinerlös aus dem Verkauf der Afra-Lithographien geht an das Tiroler Frauenhaus und den Verein „Frauen helfen Frauen“. In den vergangenen neun Jahren wurden – je zur Hälfte – an beide Institutionen über 230-tausend Euro überreicht. Die offizielle Scheckübergabe  an die Frauenhäuser erfolgt am 8. Dezember dieses Jahres im Rahmen einer feierlichen Adventfeier im Haus der Familie Stecher in Affenhausen. Dazu geladen sind traditionell die Käufer der Lithographie und Personen des öffentlichen Lebens. Die Lithographie „Rehaugen“ von Anton Christian wird zum Preis von 380 Euro, pro Blatt, angeboten. Mit oder ohne Rahmen.

Der Künstler

Der heute 73jährige Künstler aus Natters in Tirol wurde im Februar 1940 als Sohn von Toni und Anna Kirchmayr in Innsbruck geboren. Der Vater war Maler und Restaurator und unterhielt eine eigene Malschule in Innsbruck. Nach dem Krieg folgte eine Ausbildung an der Kunstgewerbeschule In Innsbruck, ein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien bei Prof. Herbert Boeckl und der Meisterklasse für Malerei bei Prof. Josef Dobrowsky. Nach dem Abschluss der Akademie wählt Anton Christian seinen zweiten Vornamen zum Familiennamen.

Paris, London

Von 1964 bis 66, Aufenthalt in Paris, zeitweise Studium an der Acadèmie des Beux Arts. Bekanntschaft mit Paul Celan, dem er später verschiedene Arbeiten widmet. Anton Christian heiratet 967 Marlis Hornbacher. Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre Aufenthalt in London. Erste Versuche mit verwesenden, organischen Materialien. Es entstehen Objekte, unter anderem Schaukästen mit Tierkadavern in verschiedenen Flüssigkeiten. Nach der Geburt des Sohnes Markus (1972) widmet sich der Anton Christian primär der konzeptionellen Kunst. Es entstehen Arbeiten wie “Taufkleid für ein Kind in einem kriegsführenden Land” (1972) und “I never was a sheep” (1973/74), die das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum ankauft.

Ausstellungen in USA, Österreich, Deutschland und Frankreich

Nach der Geburt des zweiten Sohnes, Jakob, 1975, folgen Vorträge und Ausstellungen an verschiedenen Universitäten und Museen in den USA. 1978 Übersiedlung von Innsbruck nach Natters. Clemens, der 3. Sohn, kommt 1979 zur Welt. Ab 1980: Einladung an die Universität von Houston/USA als “Visiting Artist”. Später zahlreiche Ausstellungen in Österreich, Deutschland, Frankreich, Schweiz und den USA. Von 1989 bis 1992 unterhält Anton Christian ein Atelier in New York. Es entstehen u.a. die Mappe “Quellen” (1990), der Zyklus “Achtundzwanzig Fragen. Bilder für Erich Fried” (1991 – 92), der in San Diego, Los Angeles, Innsbruck und Wien präsentiert wird. Als Hommage an den zwei Jahre zuvor verstorbenen Erich Fried entstehen nach seinem Gedicht “28 Fragen” 28 großformatige Bilder, die gewissen Gedichten zugeordnet sind.

Zyklen und Ehrungen

Weitere Werke in der Folge Zyklus “Gesichter des Alterns” (1993) und Zyklus “Rußblumen” (1995). Anton Christian wird 1997 mit dem Tiroler Ehrenkreuz geehrt und darf den Berufstitel Professor tragen. 2001 entsteht der 1. Teil des Roman Vishniac-Zyklus, 2002 ein Faksimile-Nachdruck eines Malbuches, begleitend zur Ausstellung “Beschädigungen” in der RLB-Kunstbrücke in Innsbruck. Der 2. Teil des Roman Vishniac-Zyklus entsteht. 2006 bis 2007: Zyklus “Alte Leute”.

Weblinks:
Anton Christian: → www.antonchristian.com
Wikipedia: → Anton Christian
Werbeagentur – Steindruckerei Stecher & Stecher: → www.stecher-stecher.at

Fotos/Grafik: Fridolin Leitner, Sabine Grutsch/Bezirksblätter, Peter Kloc, Clemens Stecher

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Knut Kuckel

In meinem Blog schreibe ich über das Landleben im alpinen Raum. Über Erlebnisse und Begegnungen.

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