3. Dezember 2024
Die Hexe aus dem Mieminger Stöttl kämpfte gegen den Ober-Tuifl beim spektakulären 12. Mieminger Tuifllauf, der wieder alle Rekorde sprengte. 

„Ich bin gerne hier, weil die Mieminger Tuifl sich immer wieder etwas Neues einfallen lassen“, sagte der freundliche Kameramann vom Lokal-TV, kurz vor Beginn des Höllenspektakels. Um es vorweg zu nehmen, auch heuer wurde er für seinen Einsatz belohnt.

Ein Treffpunkt so vieler, gut gelaunter Erdmenschen, darunter das ein oder andere prominente Gesicht. Sie alle kamen am Samstag, dem 23. November 2013 zum Herbst-Ereignis Nr. 1 nach Mieming.

Als die Tuifl nach ihrer feurigen Show die Masken lüfteten, waren sie für ihr begeistertes Publikum die Helden des Abends. Doch alles der Reihe nach. Erst kamen die Engel, mit Goldhaar, Heiligenschein und vielen kleinen, liebevoll geschnürten Packeln für die Kinder.

Vor der Engel-Bühne hatten die Organisatoren einen Stehplatz für die „Presse“ reserviert. Das war gut gemeint, aber keiner der anwesenden Medienleute schaffte es, sich während der Bescherung zu der reservierten Stelle vorzuarbeiten. Und das war auch gut so, denn die Kinder standen am frühen Abend im Mittelpunkt aller Anstrengungen. Die Engel hatten viel zu tun. Hunderte kleiner Hände streckten sich zu ihnen empor, um nicht leer auszugehen. Es kam niemand zu kurz und alles, was sie in ihrem Gepäck hatten, wurde an die Kinder verteilt. Inzwischen hatte sich das Oval am großen Höllentor viel-reihig gefüllt. Gemeinderat Benedikt van Staa wurde erst nach dem Event von uns gesehen. „Ich konnte mich bis Reihe 10 durcharbeiten, dann war Schluß“, sagte er uns auf Nachfrage.

Der Mieminger Tuifllauf ist ein Ereignis für die ganze Familie. Mieming freut sich über die jährliche Großveranstaltung, nicht nur weil sie sehr viele Gäste anzieht, sondern weil der Tuifllauf immer wieder ein Erlebnis ist. Was wir gestern erlebt haben, war nicht zuletzt ein perfekter Probelauf für die Mieminger Fasnacht 2013/2014, die mit einem Fasnachtsball, Ende des Monats eröffnet wird. Viele Mitglieder des Tuiflvereins in Mieming sind aktive und begeisterte Fasnachter. Das passt ja auch gut zusammen und der Auftritt der Hexe beim Großen Umzug im neuen Jahr, würde viel Applaus ernten.

Punkt 18 Uhr schauten alle schon gebannt zum Höllentor. Im Hintergrund lief Unterhaltungsmusik. Aber nichts geschah. Unsere Vermutung wurde später von einem Abgesandten der Tuifl bestätigt. Die schauten nämlich um 6 Uhr am Abend durch eine Öffnung im Tor und gerieten fast in Panik, ob der vielen Menschen, die sie draußen am Sportplatz in Obermieming sahen. „Das sind zu viele“, riefen die Tuifl und wollten – so Augenzeugen – schon wieder in ihrem Tunnel zur Hölle verschwinden. Nach einem längeren Palaver entschieden sie sich zu einem Kompromiss. Zuerst wurden die kleinen Tuifl vorgeschickt. So ist das, bei der Höllenzunft, die denken anders als wir Menschen.

Bevor sich das Höllentor öffnete, konnte jeder ahnen, wie es tief unten in der Erde ausschaut. Wer die feuerspeiende Erde, den Donner, das Blitzen und den Rauch mit eigenen Augen gesehen hatte, wünscht sich um nichts in der Welt, einmal dort zu landen. Und sei sein Charakter noch so schlecht. Die Jung-Tuifl wurden übrigens von zwei großen Höllenbewohnern eskortiert. Man könnte meinen, dass wir Menschen in der Vorstellung der Tuifl noch viel schrecklicher sind als umgekehrt. Verkehrte Welt.

Nachdem sich alle ein wenig an den gegenseitigen Eindruck gewöhnt hatten, die Jung-Tuifl im Oval ihre Kreise zogen und neugierige Kontakte zu den Erdmenschen aufnahmen, öffnete sich wiederum das große Tor und ein tiefschwarzes, feuerspeiendes, traktorähnliches Gefährt ratterte laut hustend auf den Platz. Darauf stehend, zwei große, schaurig ausschauende Tuifl mit Chauffeur. Das musste die Elite sein. Wer sonst kann so spektakulär vorfahren? Alle die Anderen mussten „zu Huf“ antreten.

Etwas Großes kündigte sich jedenfalls an. Irgendwo wurde eine Bombe gezündet, die den Abendhimmel über Mieming gelb einfärbte. Die Chef-Tuifl fuhren ein paar Runden, dann stiegen sie herab und fingen an zu streiten. Anschließend dröhnte eine laute Stimme über den Platz.

Es fuhr uns allen durch Mark und Bein als wir das hörten (wir haben sicherheitshalber mit geschrieben): „Lange habe ich auf diesen Moment gewartet“, rief der Herausforderer in die Runde. „Jetzt ist es an der Zeit, die Macht an mich zu reißen. In einem Kampf werden wir den Besten erwählen. Meine Gesellen der Finsternis – kommt mit mir“. Es läuft mir noch immer eiskalt den Rücken herunter, wenn diese Sätze in der Erinnerung nachhallen. Aus dem Streit wurde dann ein Kampf, den am Ende der Herausforderer des Ober-Tuifls gewann. Der lag unter ihm und gab sich geschlagen. Alle anderen Tuifl hockten im Kreis und schauten zu. Anschließend erhoben sie sich, verhöhnten den Verlierer und huldigten dem neuen Ober-Tuifl.

Wir atmeten alle tief durch. Wer hat so etwas schon einmal erlebt? Unglaublich! – Aber wenn Du denkst, das war’s dann, jetzt verschwinden die Gehörnten wieder, hast Du Dich getäuscht. Übrigens, manche hatte nicht nur zwei, sondern vier und einer sogar bis zu sieben Hörner auf dem Schädel. Die Tuifl sahen fürchterlich aus. Kleine Kinder, auf den Armen ihrer Eltern, versteckten ihre Gesichter und fürchteten sich. Dann wurde es dunkel. Von einer Sekunde zur anderen erloschen alle Feuer. Es blitzte. Und wie.

Jetzt hörten wir aus der Ferne wieder eine Grauen erregende Stimme, die immer näher auf uns zu kam: „Es ist finster und eisig kalt, schwerer Nebel steigt über den Wald“, dröhnte es von den Mieminger Bergen herab, und immer lauter ging es weiter „kaum ein Licht dringt durch das Geäst. Das alles lässt einem die Glieder erstarren. Es kann sich keiner halten, es treiben hier dunkle Gestalten ihr Unwesen. Unwohl und Elend liegt in der Luft, wenn wieder und wieder das Grauen ruft!“

Niemand von uns Erdmenschen traute sich noch Luft zu holen. Uns stockte förmlich der Atem. Dann rumpelte und pumpelte es, die Erde erzitterte und wir dachten, jetzt ist es aus. Für immer und ewig. Die Erde schien sich ein 3. Mal zu öffnen, ein Donnerhall schallte über das ganze – inzwischen nächtliche – Mieminger Plateau. In den Nachbardörfern Obsteig und Wildermieming heulten die Feuerwehrsirenen. Wer bis dahin schon fror, dem wurde es noch kälter. Abermals verfärbte sich der Himmel feuerrot, das Tor öffnete sich, eine Hexe drehte sich wie ein Wirbelwind um die eigenen Achse und kam dann als farbiger Tornado auf uns zu. Begleitet von Fackeln tragender Gesellen in Mönchskutten. „Hast du das gesehen“, klang eine angstvoll klingende Stimme an unsere Ohren, „das ist sie. Die Stöttlhex“.

Die Hexe trug einen brennenden Dreizack, drehte sich zigfach um die eigene Achse, lief auf uns zu und rief mit schauriger Stimme: „Nehmt dies als Zeichen der Macht und erlöscht das Licht, damit endlich ewige Finsternis herrscht!“ (Wer will denn so etwas?). Dann schnappte sich die große Hexe, einen gekrümmten Ast schwingend, den neuen Ober-Tuifl und fordert ihn zum Kampf auf. (Von solch einer Inszenierung träumen die Amerikaner in Las Vegas, das kriegen die nicht hin. Nie!) Die Hexe siegte und übernimmt bis zum nächsten Mieminger Tuifllauf im November 2014 die Regentschaft der Tuifl. So spektakulär wie sie kam, verschwand sie wieder. In Siegerpose triumphierend, im Dunkel der Nacht.

Abspann:

Nach kurzer Zeit öffnete sich abermals das große Tor (heute zum letzten Mal) und in einer großen Reihe liefen alle Tuifl herein. Ohne Masken, voran der Ober-Tuifl, in Personalunion mit der Hexe und als Obmann des Mieminger Tuiflvereins, Andi Grabner (Hausname der „Steirer“). Alle erhielten minutenlangen Applaus für ihre Super-Show. Nun kamen aus allen Himmelsrichtungen die Erdmenschen auf sie zu und fotografierten um die Wette. Selbst der Eiffelturm in Paris würde vor Neid erblassen.

Es wurden Erinnerungsfotos gemacht und auf dem Platz war ein offenes Treiben. Wie bei einem Weltmeisterschafts-Endspiel. Der Tuiflverein Mieming übertraf sich einmal mehr! Regisseur und Strippenzieher war wieder einmal Markus „Speedy“ Spielmann. Von dem Ereignis wurde ein Film gedreht, der nach Fertigstellung als DVD erhältlich sein wird. Unsere Fotos gibt es dazu.

Um die Engel kümmerte sich u.a. Carolin Grabner. Ein Lob auch an die Jungbauern, die Landjugend und unsere Bäuerinnen. An alle Helfer und Helferinnen aus den Reihen des Tuiflvereins. Der Dank der Mieminger Tuifl geht an die Feuerwehr Mieming, an die Leute vom Roten Kreuz und an den Sicherheits-Dienst. Alle haben ihren Teil dazu geleistet, dass der 12. Mieminger Tuifllauf wieder ein Teil der gelungenen Vereinsgeschichte in der Gemeinde Mieming ist.

Fotos: Knut Kuckel

Tuiflverein Mieming: → www.tuiflverein-mieming.at

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Knut Kuckel

Ich engagiere mich für Medienvielfalt und Qualität im Journalismus. In meinen Blogs schreibe ich u.a. auch über Begegnungen und persönliche Erlebnisse.

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