27. Juli 2024

Älter werden in Mieming – Wo soll die Reise hingehen?

Älter werden in Mieming, Eva Fleischer, Foto: Knut Kuckel
Älter werden in Mieming, Eva Fleischer, Foto: Knut Kuckel
"Die Menschen in Mieming wollen so lange wie möglich selbständig daheim wohnen bleiben", sagt Eva Fleischer. Die Hochschuldirektorin am Management Center Innsbruck (MCI) präsentierte am Dienstag, dem 15. November 2016 im Raiffeisensaal Mieming die Projektergebnisse der Pilotstudie "Älter werden in Mieming".

Im Auftrag des Sozialsprengels Mieminger Plateau untersuchte eine Projektgruppe des MCI die Wünsche und Bedürfnisse der Miemingerinnen und Mieminger im Alter. Die grundlegende Fragestellung lautete „Was braucht es in Mieming, damit auch in Zukunft ein gutes Leben im Alter möglich ist?“

Claudia Spielmann (Geschäftsführerin des Sozialsprengels): „Wir möchten ein tragfähiges Konzept für die Zukunft entwickeln. Dabei geht es u.a. um die Fragen, wie zufrieden sind die Menschen in Mieming mit den derzeitigen Angeboten für ältere Menschen und deren Angehörige? Gibt es genügend Unterstützung für Menschen, die Pflege und Betreuung benötigen? Was braucht es in Mieming, damit auch in Zukunft ein gutes Leben im Alter möglich ist?“

Seit Herbst 2015 läuft das Forschungsprojekt „Älter werden in Mieming“. Eine Projektgruppe vom Studiengang „Soziale Arbeit“ am Management Center Innsbruck (MCI) unter der Leitung von FH-Prof. Eva Fleischer befragte seit März des vergangenen Jahres im Rahmen von Hausbesuchen Menschen der Gemeinde Mieming unterschiedlichster Altersgruppen über ihre Vorstellungen für ein gutes Leben im Alter. Dabei ging es konkret um das Wohnen, die Pflege und Betreuung, um Freizeit und Alltag.

Das Projektziel war die Entwicklung von Vorschlägen für konkrete Maßnahmen, die dem Gemeinderat und dem Vorstand des Sozialsprengels übermittelt werden. Weitere Ziele waren die Sensibilisierung der Bevölkerung für das Thema „Pflege und Alter“ und Steigerung des Bekanntheitsgrades des Sprengels.

Die Ergebnisse der Befragungen in Kurzform: Die Menschen in Mieming wollen so lange wie möglich selbstständig daheim wohnen bleiben. Wichtig ist ihnen dabei die Selbstbestimmung, Ruhe und das vertraute Umfeld. Wenn möglich, mit Unterstützung des Sozialsprengels. Erst wenn man nicht mehr daheim wohnen kann, könnten betreutes Wohnen und/oder das Pflegeheim weitere Optionen sein. „Es soll aber durchaus auch über Alternativen nachgedacht werden, wie eine Seniorinnen- bzw. Senioren-WG oder betreutes Wohnen am Bauernhof.“

Eva Fleischer ging in ihrem Vortrag auch auf spezifische Sorgen der Befragten ein. „Es geht bei vielen auch um die Fragen der Kosten. Nicht alle können sich eine 24-Stunden-Betreuung leisten.“ Es fehle an regelmäßigen Informationen über die Kosten der Pflege im Heim bzw. der Dienstleistungen des Sozialsprengels in den entsprechenden Medien. Das Alter solle als generationenübergreifendes Anliegen platziert werden. Hilfreich könne da beispielsweise eine „Partnerbörse“ sein. Eva Fleischer: „Wir haben auch häufiger gehört, dass es zwischen Einheimischen und Zugereisten nicht immer optimal zugeht. Besonders die erst im Alter Zugereisten beklagen sich über Kontakte.“

Insgesamt gelobt wurden die vorhandenen Angebote in Mieming. Das betrifft die niedergelassenen Ärzte ebenso wie die Nähe der Apotheke, des Sozialsprengels oder wichtiger Geschäfte. „Ein Drogeriemarkt würde noch fehlen“, sagte Eva Fleischer. „Und für die Menschen, die schwer aus dem Haus kommen, mehr Sitzbänke zum Verweilen. Das würde es ihnen leichter machen, täglich ein paar Minuten an die frische Luft zu gehen.“

Man wünscht sich mehr Personal in den Pflege- und Betreuungseinrichtungen. Zeit für ein persönliches Gespräch, zum Beispiel mit den Leuten von „Essen auf Rädern“. Aber auch mehr Informationsveranstaltungen zum Leben für Ältere Menschen in Mieming. Beispielsweise eine Anlaufstelle für die altersgerechte Umgestaltung der eigenen Wohnung oder grundsätzliche Unterstützung bei Alltagspflichten wie Bankbesuchen und ähnlichen Dingen. Mehrheitlich – so die Referentin – wünsche man sich auch eine Beratungsstelle für die Menschen, die sich auf das Älter werden gut vorbereiten wollen.

Von der Projektgruppe MCI-„Soziale Arbeit“ wird angeregt, das Thema „Altern und Pflege in der Öffentlichkeit zu verankern und zu enttabuisieren“. Wichtig dabei sei eine gute Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung zum Thema „Altern auf unterschiedlichen Ebenen“. Auch unter besonderer Berücksichtigung des Tabus „Hilfe annehmen“.

Zusammenfassend biete – so die Referentin – das Ergebnis eine gute Ausgangsbasis für weitere Schritte hin zu einer „fürsorgenden Gemeinde“. Bürgerbeteiligung in der Sozialplanung für Ältere sei in Tirol ein noch ungewohntes Feld, deshalb „ist es positiv hervorzuheben, dass die Gemeinde Mieming diesen Schritt gewagt hat.“ Es brauche eine Kultur der Beteiligung.

„Die Beschäftigung mit dem Thema Alter scheint vor allem ein Frauenthema zu sein“, so FH-Prof. Dr. Eva Fleischer, „dieser Aspekt verdient Aufmerksamkeit. Auch im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit.“

Bürgermeister Dr. Franz Dengg dankte für die Arbeit und die zahlreichen, guten Anregungen und versprach die Projektstudie im Gemeinderat zu diskutieren. Was möglich sei und Sinn mache, werde man nach und nach auch umsetzen.

Fotos: Knut Kuckel

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Andreas Fischer

Persönliche Interessen: Musik, Geschichten schreiben oder lesen. Ich spiele noch aktiv mit vielen netten MitmusikerInnen zuhause und öffentlich. Herausgeber des Blogs Zeitsprünge Mieming.
eMail: andreas.fischer@mieming.online
https://www.facebook.com/ZeitspruengeMieming/

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