19. April 2024
Die Freunde des traditionellen Volkstanzes ordnen ihre Tracht und versäumen in diesen Tagen kein Tanz-Training. Am Sonntag-Vormittag treffen wir uns schon am frühen Morgen vor dem Vereinslokal des Trachtenvereins Edelweiss Mieming.

Der Brauchtumsverein wird heuer, am 9. November 2013, Ausrichter des heurigen „Kathreintanzes“ im Bereich des Oberländer Trachtenverbandes sein und dafür brauchen wir von unseren „Trachtlern“ noch ein paar vorzeigbare Fotos.

Während wir auf die Nachzügler warten, erzählt Franky Ganzer-Maurer etwas zur Tradition. „Den Kathreintanz haben wir schon häufiger in Mieming ausgerichtet. Zu dem großen Ball kommen Tänzer aus ganz Tirol, Bayern und Salzburg zu uns. Die Mieminger Tanzlmusig spielt, denn die kennen das Repertoire am besten und im Gemeindesaal wird es sehr bunt hergehen. “

Langsam trudeln die Langschläfer am Treffpunkt ein. Manche frieren, weil sie zu früh aufstehen mussten und noch etwas schläfrig sind. Es ist aber auch etwas kühl an diesem schönen Morgen. Die Sonne zeigt sich schon im Osten und kündigt einen herrlichen Tag an.

Claudia Kapeller prüft bei den Jungen noch die Tracht und fragt, ob wir später noch drei junge Damen der Jugendgruppe fotografieren könnten. Mit dem Foto will sie sich bei den „Goteln“ bedanken, die für die Mädchen neue Oberländer Trachten finanziert haben. „Das ist nicht ganz billig“, sagt Claudia und wir freuen uns deshalb sehr über jede Unterstützung aus unserem Förderkreis“. Obmann Bernhard Meil will aufbrechen. „Jetzt kommt niemand mehr, packen wir’s an“. Von den rund 50 Aktiven kommen so um die 35 zum Foto-Termin. „Alle bekommst Du eigentlich selten zusammen“, sagt Vorplattler Werner Schuster. „Manche haben Urlaub, andere müssen arbeiten oder gehen „Kirchen“ und ein paar werden einfach noch etwas mehr Schlaf brauchen“.

Es ist kurz nach Acht als wir beim Kreuz am Seeweg in Barwies ankommen. Der Himmel über der Mieminger Kette ist um diese frühe Zeit erst grau-blau. Wir suchen ein-zwei Plätze für ein paar Gruppen-Fotos. Susanne Kniepeiß kann leider nur beim ersten Foto dabei sein, dann ruft die Kirche. Sie will mit Kindern in der Messe ein paar Lieder vortragen. Schön, dass sie trotz des Zeitdrucks doch noch mitgekommen ist. Wir machen unsere Bilder, sind aber insgesamt nicht so sehr zufrieden. Die Kulisse ist heute nicht so, wie wir es erwartet haben. Der „Türken“ ist abgeerntet, in Barwies engen ein paar große Baukräne unsere Motivmöglichkeiten ein. Dann schlägt Franky vor, wir sollten zu den „Vierzehn Nothelfern“ fahren. Der Grund liegt zwischen Mieming und Wildermieming. Schon ziemlich nah bei Affenhausen. Das wird allgemein begrüßt, denn die meisten wissen, dass die heilige Katharina, die Schutzpatronin des Kathreintanzes, eine der „Vierzehn Nothelfer“ war.

Besser hätten wir somit den Ort für die nächsten Fotos nicht wählen können. Kommt hinzu, dass unweit der kleinen Kapelle ein fotogener Heu-Stadl steht, der sofort von den Burschen und Mädels in Beschlag genommen wird. Der Stadl ist ein absoluter Stimmungsaufheller. Jetzt scheint auch die Sonne in voller Pracht und ist die beste Beleuchtung, die wir uns nur vorstellen können. Der Himmel über Hochplattig und den anderen Mieminger Bergen ist fast wolkenlos blau. Wir freuen uns auf die nächste Foto-Staffel.

Zeremonienmeister Franky Ganzer-Maurer stellt allerlei Gerät an den Stadl, Claudia Kapeller zeigt den Jüngeren wo die Hände hingehören (unter die blauen Schürzen) und langsam kommt Ordnung in die Gruppe. Zuerst fotografieren wir die Jugendgruppe, weil die Gefahr besteht, dass die Konzentration mehr aufs Spiel als auf Fotos ausgerichtet sein könnte. Es wird gelacht und herum geblödelt. „Cheese“ und andere Grins-Krücken sind überflüssig. Die Kinder sind natürlich fröhlich, verspielt und bester Laune. Geknipst wird vor dem Stadl, unter dem First und mit den Erwachsenen. Südseite, Ostseite und wo auch immer. Dann ruft jemand nach Musik. Lisa spielt auf und die Großen fangen spontan an, vor dem Stadl zu ihrer Ziachorgelmusik zu tanzen. Das macht sie gut, die Lisa. Wirklich.

Ein paar vorbeiziehende Jager legen ihre gestrengen Forsthüter-Blicke ab, so als wollten sie signalisieren „weitermachen, das wird auch dem Wild taugen“. Andere Spaziergänger haben es um diese Zeit noch nicht bis zu den „Vierzehn Nothelfern“ geschafft. Wir besprechen eine letzte Einstellung und nach anfänglichem Murren der Jüngsten, machen alle mit und tollen umher. Alle Trachtler sollen, angeführt von Heinz und Elfie Maurer über einen Hügel auf die Kamera zu laufen. Nicht in Formation, sondern locker und „tänzerisch“, schlägt unser Choreograph Franky vor. So wird es dann auch gemacht. Die erste Einstellung passt. Besser hätten die Aufnahmen nicht werden können. Klappe zu. Das „Foto-Shooting“ ist abgehakelt.

Der Kathreintanz bildet üblicherweise am letzten Sonntag vor dem 25. November den Abschluss der, im Sinne der Volkskultur traditionellen Tanzsaison. Danach beginnt der Advent mit einer Fastenzeit als so genannte tanzfreie Zeit. Bestimmte Tage oder Zeitabschnitte mit Tanzverboten hat es in vielen Kulturen gegeben. Tanzen galt oft als unsittlich, schädlich oder gar als Ausdruck des Teufels.

Bei uns, in Mieming, darf übrigens „offiziell“ wieder in der Maien-Nacht getanzt werden. „Inoffiziell“ wird schon in der Fasnachtszeit getanzt (bitte nicht weitersagen). Die Volkstänze sind von den meisten Tanzböden verschwunden, von den modernen Tänzen verdrängt. Volkstanz hat nur noch dort eine Chance, wo er in Gruppen und Vereinen gepflegt wird.

Der Trachtenverein Edelweiss hat sich dieser alten Volkskultur verschrieben. Seit seiner Gründung, im Oktober 1945. Damals hieß der neue Verein noch „Brauchtum-und-Trachtenerhaltungsverein. Die Gamskogler-Mieming“. 1949 folgte eine Neugründung unter dem, bis heute gültigen Vereinsnamen „Trachtenverein Edelweiss Mieming“.

Zu loben sind alle an diesem Vormittag. Für ihr Mitmachen, Ihre Bereitschaft, sich fotografieren zu lassen, fürs Anlegen der Tracht und für ihre gute Laune. Besonders die Kinder. Sie waren mit großem Engagement dabei und hätten am Sonntag-Vormittag, bei solch herrlichem Wetter ganz bestimmt auch andere Beschäftigungsideen gehabt.

Beim Nachgespräch, im Café Maurer, besprechen wir die Idee, für das übernächste Jahr einen Jahreskalender einzuplanen. Das endgültige Konzept sollte auf einer nächsten Vereinsfeier entworfen werden. So viel steht jetzt schon fest, es muss jeden Monat ein Foto geknipst werden. Dazu brauchen wir so eine Art „Drehbuch“.

„Ich finde, sagte Franky Ganzer-Maurer, dafür dass wir uns nach zwanzig Jahren zum ersten Mal wieder zum Foto-Termin verabredet haben, kann sich das Ergebnis – mit der Kalender-Idee – sehen lassen“.

Trachtenverein Edelweiss Mieming → www.edelweissmieming.at

Fotos: Knut Kuckel

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Knut Kuckel

In meinem Blog schreibe ich über das Landleben im alpinen Raum. Über Erlebnisse und Begegnungen.

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