27. Juli 2024

Tauwetter in den Moosalmwiesen – „Hier ist der Frühling zum Greifen nah“

Tauwetter in den Moosalmwiesen, Foto: Knut Kuckel
Tauwetter in den Moosalmwiesen, Foto: Knut Kuckel
Den zum Greifen nahen Frühling erkennt man in diesen Tagen nicht nur an den zarten Blüten vereinzelt sprießender Wiesenblumen, sondern auch am Wasserspiel des Tauwetters in den Moosalmwiesen.

Wer dieses Erlebnis am Karfreitag suchte, war – mit Blick auf das Wetter – gut beraten.

Gestern war der Himmel über den Mieminger Bergen blau. Die Sonne schien und wer die Zeit hatte, nutzte sie in Bewegung. Der Karsamstag ist weniger freundlich. Die Wetterredaktion von Radio Tirol bringt es am Morgen auf den Punkt: „Heute Regen und Schnee“. 

Wer in Mieming daheim ist, kennt die Wege in Barwies. Von der nahen Moosalm, vorbei an Freundsheim und Frohnhausen, Richtung Gschwent, nach Obsteig. Wir sind mitten drin, im Quellschutzgebiet der Wassergenossenschaft Barwies. Die Wassergenossen freuen sich über das Tauwetter. Es spült Wasser in ihre Brunnen. Obwohl damit reich gesegnet, kann es davon nie genug sein.

Das Wetter zeigte sich in den vergangenen Tagen wechselhaft und ziemlich mies gelaunt. Unsere Berge bieten Schutz gegen das Schlimmste. Entwurzelte Bäume, herabfallende Kamine oder fliegende Dächer gehören nicht zu dem was nach schlechtem Wetter übrig bleibt. Damit geht es uns am Mieminger Plateau wesentlich besser als den Menschen anderswo.

Am Weg begegnen wir einem freundlichen Wanderer, der sagte, dass unser Wetter für ihn so etwas wie eine Offenbarung sei. Er kam mit seinen Freunden am Gründonnerstag aus dem Ruhrgebiet über den Fernpass nach Mieming. „Das Reisewetter war denkbar schlecht. Grau, stürmisch. Regen und Schnee.“

Als er das sagte, schaute er zum Himmel und seine Augen strahlten. „Allein deshalb hat sich der weite Weg schon ausgezahlt“, sagt er noch und geht weiter.

Man möge ihm wünschen, dass sich seine staunenden Blicke auch den Wasserspielen auf den Moosalmwiesen öffnen. Sozusagen erdnahen Blickfeldern.

Das kann unterhalb einer vom Rost zersiebten Regenrinne sein. Deren herabfallende Tropfen zu unseren Füßen nach außen öffnende Kreise in die von Schmelzwasser umspülten Wiesen zeichnen. Aus Rinnsalen bilden sich Wasserkaskaden, die für eine schnellere Fließgeschwindigkeit sorgen. Der nahe Krebsbach nimmt soviel Schmelzwasser auf, wie er kann. An seinen Ufern liegt auch noch genug Schnee, um ihn zu speisen.

Hier kann man erahnen, was jener Mensch beobachtet haben muss, dessen Mund zum allerersten Mal das Wort „Schneedecke“ freigab.

Wasser gehört zum Wesen der Moosalmwiesen. Was sie nicht speichern, geben sie wieder frei. Wasser findet immer einen Weg, bevor es vom Bach zum Fluss wird. Hier gibt es viele Orte, wo man sich in stiller Andacht bekreuzigen möchte.

Am Kreuz, das seine Errichtung 1998 dem damals 50jährigen Jubiläum der Jungbauernschaft und Landjugend Mieming verdankt, begegnen einem Schnell- und Langsam-Geher aus allen Himmelsrichtungen kommend. Die Schnell-Geher hört man schon vom weitem. Eigentlich ihre klappernden Nordic-Walking-Stöcke. Ihnen geht es um Schönheit. Fitness. Die Natur wird dabei meist nur periphär wahrgenommen.

Wer mag es ihnen verdenken? Sie folgen doch eigentlich nur den Empfehlungen unserer Touristiker, die in bester Marketingsprache formulieren: „Machen Sie die kontrastreiche Landschaft der Region zu Ihrem Trainingsgerät und erkunden Sie die Natur im Laufschritt.“ Da denkt man sich, auf solche Ideen kann doch nur kommen, wer am bodennahen Fenster im lichtdurchfluteten Fittnessstudio die Natur erlebt? Oder im Penthouse einer Großstadt aufgewachsen ist? – Wie auch immer.

Ketzerische Gedanken schwirren einem da zwangsläufig im Kopf herum. Die behalten wir aber besser für uns. Weil eine Begegnung mit Läufern immer auch sehr unterhaltsam sein kann.

„Da, schau einmal – der Mann da unten am Bach fotografiert das Wasser“, sagt ein Herrchen zu seinem Hund. Der zerrt an der Leine und möchte dem Fotografen nahe sein. Auch wenn der große Vierbeiner seinen Herrn nicht wortwörtlich verstanden hat, ist zu vermuten, dass ihn sein Instinkt zum Knipser am Bachlauf zieht. Keine Frage. Dort locken Spaß und Spiel. Aber der Bach bleibt für den Hund verbotene Zone. Die Leine war sein Schicksal.

Wieder in aufrechter Position, entdecken wir zwischen Grünberg und Simmering das „Gasthaus zum Lenz“ im nahen Gschwent. Ob die heute geöffnet haben? Schauen wir mal.

Fotos: Knut Kuckel

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Knut Kuckel

Ich engagiere mich für Medienvielfalt und Qualität im Journalismus. In meinen Blogs schreibe ich u.a. auch über Begegnungen und persönliche Erlebnisse.

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