Porzellanmalerin Sieglinde Losch – Mit Pinsel und Pistole

Die drei "P" im Leben von Sieglinde Losch sind Porzellan, Pinsel und Pistole. Foto: Knut Kuckel/mieming.online
Die drei "P" im Leben von Sieglinde Losch sind Porzellan, Pinsel und Pistole. Foto: Knut Kuckel/mieming.online
Ihre Initialen könnten das dreifache "P" tragen. Porzellan, Pinsel, Pistole. In ihr Atelier dürfen keine Elefanten und keine Angora-Pullover-Träger. In dem klinisch-reinen Bereich ist Staub unerwünscht. Sieglinde Losch ist Porzellanmalerin und Tirols erfolgreichste Sportschützin.

Die Künstlerin schießt mit dem Gewehr auf 200 Meter ins Schwarze und malt mit dem feinsten Pinsel auf Porzellan als hätte sie niemals in ihrem Leben etwas anderes gemacht. Konzentration ist die Stärke von Sieglinde Losch, deshalb trifft sie sowohl mit ihrer Sportpistole als auch mit dem Porzellan-Pinsel immer das Ziel. 

Kunst oder Handwerk

Die gebürtige Grazerin lebt mit ihrer Familie seit 1969 in Tirol. Ihre Kunst ist in Fachkreisen ein Kunst-Handwerk. Die Porzellanmalerei hat sie schon 1964 in der Höheren Lehranstalt für Kunst und Design in Graz, bei den Professoren Osterider und Kriesche studiert. Die Perfektionistin bemalt Teller, Vasen, Tafeln, Glocken, Medaillons, Tassen und Geschirr mit edlen Motiven. Ihre „Leinwand“ ist aus Porzellan und wenn sie mit Gold malt, ist sie sehr vorsichtig. „Ein paar Gramm Goldfarbe kosten zurzeit bis zu 300 Euro“, sagt Sieglinde Losch. Auch die anderen Farben sind sehr teuer und „immer schwerer zu besorgen“. Um bestes Material für ihre künstlerischen Arbeiten zu bekommen, fährt Sie manchmal durch halb Europa. Fündig wird sie meistens bei der Degussa in Offenbach bei Frankfurt am Main oder direkt in den berühmtesten Porzellanmanufakturen wie Herend in Ungarn, Hutschenreuther & Rosenthal in Selb und Speichersdorf (Deutschland).

Generalistin mit vielen Fähigkeiten

„Eigentlich wollte ich Tierärztin werden“, erzählt Sieglinde Losch. Im Umgang mit Tieren hat sie auch zwei goldene Hände. Alles was in der Nähe ihres Hauses kreucht und fleucht, sucht die Nähe der Porzellanmalerin. Die Tiere fühlen sich in ihrer Nähe sicher und willkommen. Vögel nisten und brüten direkt neben der Haustüre. Wer Sieglinde Losch in ihrem Haus in Mieming besucht, kommt schon bald aus dem Staunen nicht mehr heraus. „Bitte schreib‘ nicht, dass ich Künstlerin bin. Meinetwegen kannst Du schreiben, ich wäre ein Kunsthandwerkerin“. Bei einem Kaffee, der mir in einer Original-Sieglinde-Losch-Tasse gereicht wird, erfahre ich, dass die Kunstwelt sehr elitär ist. Auch wenn für gute Porzellanmalerei von Sammlern viel Geld ausgegeben wird und von Sieglinde Losch sehr viel von Hand gemacht wird, sieht sie sich nicht im akademischen Sinne als Künstlerin. „Was soll’s? Das ist mir nie wichtig gewesen“, sagt sie und zeigt mir, wie sie arbeitet. „Vor ein paar Jahren hatte ich den Ehrgeiz, aus Mieming ein Porzellandorf zu machen“. Um das zu erreichen organisierte die Porzellanmalerin Kurse, aber „so richtig angebissen“ hat niemand.

Die Eule ist unverkäuflich

Danach schaue ich mir die ausgestellten Arbeiten im Haus an. Gegenüber des Ateliers hängt ein Aktbild. Ein Aquarell. „Damit habe ich angefangen. Alle Maler haben mit Aktbildern begonnen“, erzählt mir Sieglinde Losch. Eine Etage höher fällt mein Blick auf eine wunderschöne Eule, auf königsblauem Hintergrund. „Die ist unverkäuflich“, höre ich Sieglinde sagen. „Schade“, antworte ich ihr, „die Eule würde ich mögen“. Das ging wohl schon manch anderem so. Die Eule hätte sie nämlich schon mehrfach verkaufen können. „Meine Lieblingsarbeiten gebe ich nicht her“. So wie sie das sagt, klingt es überzeugend. Wer ein besonderes Motiv auf Porzellan haben möchte, kann Sieglinde Losch einen Auftrag erteilen. „Außer blaue Elefanten male ich fast alles“, schränkt sie allerdings ein. Auf Elefanten kann die Kunsthandwerkerin in ihrem Porzellanladen verzichten.

Porzellan und Pistole

Ihre Porzellan-Arbeiten stellt sie meistens in Fachgeschäften aus („von denen es immer weniger gibt…“) oder auf Porzellan-Ausstellungen. Zu sehen waren die Sieglinde-Losch-Arbeiten u.a. schon in Venedig, in Innsbruck, Hall oder Schwaz. Während ich ein paar Fotos mache und mir dazu das ein oder andere Stichwort notiere, öffnet Sie einen Tresor und greift zu einer Sportpistole, streckt ihren rechten Arm aus und zielt auf die Wand. „Jetzt wird sie doch nicht auf ihre Porzellanteller schießen?“, denke ich und zucke bei diesem Gedanken instinktiv zusammen. „Keine Angst“, sagt Sieglinde, „ich zeige Dir nur mal wie so ein Ding ausschaut. Nimm sie doch mal in die Hand“. „Oh, nein – danke“, höre ich mich sagen, „ich bin kein Waffenfreund“. Das macht ihr nichts aus. Für die Sportschützin ist das so etwas wie der Diskus oder Speer für die Leichtathleten. „Ein Sportgerät, nichts weiter“. Ich habe den Eindruck, Sie freut sich über mein ängstliches Verhalten. Man muss ja auch nicht unbedingt jedes Sportgerät mögen. Oder?

Porzellan-Tafeln mit bekannten Namen

Dann zeigt mir Sieglinde Losch viele beschriftete Porzellan-Tafeln. Darauf lese ich Namen, die mir wohl bekannt sind. Für den Gemeinschaftsraum der Schützen, unterhalb des neuen Schießstandes, verewigt die Porzellanmalerin die Namen der Förderer dieser modernen Sportanlage auf einer „handgemalten“ Porzellanscheibe. 100, 200 oder 300 Euro werden dafür bezahlt. Der Vor- und Nachname des Spenders steht dann mit Bronze, Silber oder Gold-Streifen an der linken, oberen Ecke. Ende dieses Sommers vertauschte Sieglinde Losch den Pinsel mit Spartel und Mörtel und klebte Tafel für Tafel eigenhändig auf die Wand im neuen Mannschaftsraum der Sportschützen der Schützengilde Mieming. Der Hintergrund wurde inzwischen vom Mieminger Malerprofi Markus Soraperra in Grün ausgemalt.

Grosses Jägerschießen zur Einweihung

Am Wochenende, vom 18. bis 20. Oktober wird die neue Schießanlage eingeweiht. Mit einem Jägerschießen, im Gedenken an den „100-jährigen Geburtstag des früheren Landeshauptmanns Eduard Wallnöfer„. Nach ihm ist der Schießstand am Sportplatzweg in Untermieming benannt.

Dabei sein

Wer noch als Förderer dabei sein möchte, sollte sich mit den Vereinsverantwortlichen in Verbindung setzen, um zu erfahren, ob noch die Chance besteht, eine, der Spender-Tafeln mit eigenem Namenszug zu erhalten. Abgesehen davon, dass man auch nach Jahrzehnten der Tiroler Sportschützenwelt nachweist, ihr Gönner gewesen zu sein, hilft die Spende auch der Schützengilde Mieming, die auf private Zuwendungen angewiesen ist.

Baustein-Aktion

Wer sich an der Aktion “Baustein-Patenschaften” zur Kostendämmung beteiligen möchte, sei noch einmal auf das Spendenkonto hingewiesen: Schützengilde Mieming bei der Raiffeisenbank Mieminger Plateau in Mieming: BLZ Nr. 36276, Konto-Nr. 20370. Bitte vermerken Sie auf dem Erlagsschein oder auf Ihrer Online-Überweisung das Stichwort “Baustein-Aktion”. Jeder Förderer wird mit seinem Namen auf einer Porzellan-Tafel am Schützenhaus verewigt.

Fotos: Knut Kuckel

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Knut Kuckel

In meinem Blog schreibe ich über das Landleben im alpinen Raum. Über Erlebnisse und Begegnungen.

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