19. März 2024

Mieming blüht auf – „Der Heilige Josef ist uns sehr gewogen“

Bilderbuch-Frühling in Mieming, Foto: Knut Kuckel
Bilderbuch-Frühling in Mieming, Foto: Knut Kuckel
Mieming blüht auf - es ist gar nicht so einfach, die Baumblüte zu fotografieren. Entweder regnet es tagelang, bis sich die allerletzte Blüte aufgibt, oder die Maikäfer fressen in ein-zwei Tagen alles kahl. Das war im letzten Jahr. Heute war ein guter Tag.

In der vergangenen Nacht regnete es ein wenig und am Samstag-Morgen passte einfach alles. Strahlend blauer Himmel, mit Wolken, wie hineingemalt. An einem solchen Tag bleibt man nur zuhause, wenn ein schwer wiegender Grund vorliegt. Auf meiner kleinen Baumblüten-Safari habe ich viel erlebt. Ich hatte manche Begegnung, die einfach nur Freude macht und habe die ein oder andere Geschichte gehört, die bislang in keiner Zeitung stand. 

Gerti und Siegfried Plattner kümmern sich um das kleine Platzl am Gasthaus zur Post. Die beiden sind die Paten der schmucken Anlage. Gerti zeigte mir ihre Lieblingspflanzen und meinte, ich solle den jungen Apfelbaum noch nicht fotografieren. „Der braucht noch ein paar Jahre, bis er gut ausschaut“. „Bis dahin sehe ich aber nicht mehr gut aus. Wenn es mich überhaupt noch gibt?“ Dann zeigte sie mir den kleinen Brunnen und schimpfte. „Schau dir die Steindl an, die im Brunnen liegen. Jeden Tag muss ich Hände voll heraus holen.“ Vielleicht dachte ein reinlicher Wer, wenn so viele Füße täglich über die Steindln gehen, sollte man sie gelegentlich reinigen??

Ich warf zwei Münzen in den Brunnen und sagte: „Schau, Gerti, ab heute ist das ein Glücksbrunnen. Wer in diesen Brunen Münzen hineinwirft, darf sich etwas wünschen.“ – „Und was darf der, der sie wieder heimlich hinausholt?“ „Darüber wollen wir hier und heute nicht spekulieren. Jedenfalls wird ein Brunnendieb, welches Motiv ihn auch zur Tat verleitete, nicht so sehr viel Glück haben“. Es sei denn, er ist in echter Not. „Dann werfe ich täglich einen Euro mehr ins Brunnerl“.

Falls der Glücksbrunnen Segen bringt, will Gerti den geldwerten Teil einem guten Zweck zuführen. Vielleicht verwandeln sich ja eines nachts die Steindl in goldige Glückstaler? Weil Mieming heute so märchenhaft gut aussah, fallen einem die guten Geschichten wie Sterntaler in den Schoß.

Dann begegnete uns der Felderer Almmeister Klaus Scharmer, der uns auch noch ein paar fotogene Obstbäume empfahl. Beiläufig ließ er wissen, dass in einer Woche das Vieh auf die niederen Weideplätze geführt wird. Unter dem Berg. „Jetzt wächst ihr Futter“, meinte der Klaus und fragte mich, ob ich heuer wieder Lust hätte, zum Zäunen mit auf die Alm zu fahren? „Gar keine Frage. Da bin ich gerne dabei“. Ein Almschreiber blüht im Frühling schließlich auch auf. Mitte Juni kommt das Vieh auf die Alm. Drei Monate, bis zur 2. Septemberhälfte. Aber daran mag an solch einem Tag nun wirklich niemand denken, geschweige denn darüber reden.

Erst einmal freuen wir uns über den Frühling. Dann über den Sommer. Erst danach sehen wir weiter.

Überall war heute in Bodenähe geschäftiges Treiben zu beobachten. Im Bauerngartl hinter dem Georgskirchlein sprießten schon zarte Salatpflanzen und die Minze roch schon nach Minze. Hier und da zeigten sich schon die Spitzen bekannter Küchen-Kräuter, Brunnenkresse und dunkelgrüne Bärlauchblätter. „Bärlauch auf frischem Bauernbrot mit guter Landbutter“. Mir läuft bei diesem Gedanken das Wasser im Mund zusammen. Wo ein Winkel frei war, wurden neue Furchen gezogen. Barfuß und mit der Gießkanne in der Hand.

Ein freundliches Paar aus dem deutschen Wuppertal (gewinnend lächelnd) unter einer Sonnenuhr sitzend, die gerade ihren Schatten auf halb-Drei warf, fragte mich, ob ich schon die Störche gesehen hätte? Störche, hier? – Nein, hatte ich leider nicht. „Wo sind denn welche…?“ – Dann machten wir uns ein wenig bekannt. Tauschten dazu die ein oder andere Geschichte aus. Eine insgesamt freundliche Kommunikation, die dazu führte, dass mir die sympathischen Menschen aus ihrer Stadt mit der sanierten Schwebebahn signalisierten, uns nach ihrer Heimkehr ihre Storchenbilder zu schicken. „Mit der Georgskirche als Kulisse“. Wuppertal meets Mieming. Oder umgekehrt. Freuen wir uns auf die Störche.

Wen’s noch interessiert? – Morgen werde ich übrigens zum ersten Mal in meinem Leben Rhabarber-Kompott zubereiten. Das Rezept verriet mir Marlene. Das ist ganz leicht. Durch den saurig-fruchtigen Geschmack werden Kuchen, Kompott und Marmelade veredelt.  „Du brauchst Rhabarber, etwas Flüssigkeit, Zucker und zum Beispiel Vanille, Zimt oder Holunderblütensirup für den besonderen Geschmack.“ Rhabarber ist übrigens Gemüse und kein Obst. Weiß ich auch erst seit heute.

Gut für die innere Einkehr ist eine Andacht in der Josefskapelle. Der Heilige Josef ist uns sehr gewogen. Gerti meinte übrigens noch, „es ist nicht verkehrt, wenn wir uns ein paar Mal dort bei der Maiandacht treffen würden?“ – Hilfreich könnte es auch sein, am so schönen Altar einem Herzensanliegen eine Kerze zu widmen.

Was ist mir noch so aufgefallen? – Rösser mit Kutsche, ein Lama, ein Mini-Zicklein, ein mutiger Vogel, der sich gerne fotografieren ließ und dass es im Unterdorf von Obermieming noch Heustangerln gibt. Die sehen wir aber erst in Aktion im Spätsommer.

Wenn heute das Wetter weiterhin so schön ist und sich Mieming in prachtvollster Blüte zeigt, schaue ich mich in den anderen Ortsteilen um. Zeit genug hätte ich ja, weil Michaela die Fotos und Geschichte über die Erstkommunion in Untermieming macht. „Für die Dorfzeitung natürlich auch“. Das hat die gute Michi der Burgi versprochen.

Update, Sonntag, 27. April 2014, 7.30 Uhr: Es regnet. So soll das heute den ganzen Tag über sein. Irgendwann kaufe ich uns mal eine Wasserkamera für Tage wie diesen.

Fotos: Knut Kuckel

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Knut Kuckel

In meinem Blog schreibe ich über das Landleben im alpinen Raum. Über Erlebnisse und Begegnungen.

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